Das Moderationsteam mit Katrin Abdi und Egzon Shala führten durch die Konferenz.

Unsere Gesellschaft verändert sich sehr schnell. Sie setzt sich auch in der Schweiz aus immer mehr Nationen und Kulturen zusammen. Fast 40 Prozent der Menschen hier haben einen Migrationshintergrund. Egzon Shala, Moderator der Schulungskonferenz «together20» der SEA-Arbeitsgemeinschaft interkulturell fragte einleitend: «Wie kann die Kirche in einer solchen Gesellschaft relevant sein?»

 

Die Bibel spricht an vielen Stellen davon, dass Gott einmal aus allen Nationen angebetet und verehrt werde. Kaji, ein junger Secondo und Pastor der Airport Church, ist überzeugt: «Es geht heute darum, Brücken zu bauen zwischen verschiedenen Menschen und Kulturen in der Kirche. Dazu müssen wir bereit sein, zu lernen und Gott zu vertrauen.» Dies seien zentrale Aufgaben im interkulturellen Gemeindebau.

 

Die Gemeinde – der beste Ort für Integration
Yassir Eric, ursprünglich aus dem Nordsudan aus einer islamischen Familie stammend, war der Hauptreferent von «together20». Er lebt seit vielen Jahren in Deutschland. «Jesus Christus ist mir begegnet und hat mir 1990 eine neue Perspektive gegeben.» Nachdem Eric jahrelang, von Angst geprägt, nach Gott gesucht hatte, habe Gott ihn gefunden. «Ich habe es dann nur geschafft, hier in Europa Fuss zu fassen, weil Menschen mich begleitet haben. Deshalb möchte ich durch mein Engagement etwas zurückgeben.»

 

Wir alle würden von einem Gott kommen und seien aus einem Menschen geschaffen. Unser gemeinsamer Familienname sei «Adam». Und wir alle seien im Ebenbild Gottes und zur Gemeinschaft geschaffen. «Gleichzeitig sind den Völkern gemäss der Bibel bestimmte Zeiten und Grenzen festgesetzt», sagte Eric weiter. «Es geht heute darum, diese Zeiten zu deuten! Was ist heute wichtig?» Gott sei nicht nur jener, der die Grenzen festlegt, er sei es auch, der Grenzen verschiebt. «Gott bewegt Menschen. Gott hat einen Plan mit jedem Menschen. Wir sind in Jesus Christus vereint über alle Sprachen und Nationen hinweg.»

 

Es reiche nicht, wenn wir einige Migrationsexperten hätten. «Es geht uns alle etwas an. Wir brauchen zuallererst Menschen, die Jesus Christus lieben. Denn wer Jesus liebt, liebt auch seinen Leib, seine Gemeinde über alle Nationen hinweg.» Lieben heisse auch sich zu verändern, und das gelte für Migrantinnen und Migranten wie auch für Schweizerinnen und Schweizer. Eric sprach von Gutem in allen Kulturen, das man behalten soll, Neutralem, das man auch behalten kann und Negativem, das man aufgeben soll. Gemeinde soll Familie sein; insbesondere für Migranten, die oft allein sind, sei dies zentral. Integration bedeute, jemanden zu haben, der einem Orientierung gibt und mit dem man gemeinsam das Beste in jeder Kultur suchen könne.

 

«Die Schweizer Gesellschaft ist keine homogene Gesellschaft. Und die Gemeinde ist der beste Ort, wo Integration geschehen kann. Immer geht es hier darum, die biblische Ethik in allen Kulturen zu finden und zu leben», schloss Yassir Eric sein Referat.

 

Austausch auf regionaler Ebene kann weitergehen
Anschliessend nahm Egzon Shala, der die SEA-Arbeitsgemeinschaft interkulturell koordiniert, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung an verschiedene Orte mit und liess sie in spannenden Gesprächen interkulturellen Gemeindebau erleben. Die Pastoren Boris Eichenberger (Vineyard) und Tedros Kidane (Eritreische Gemeinde) aus Aarau erzählten zum Beispiel, wie sie Kirche mit allen Kulturen in der lokalen Allianz leben. Die beiden sehen sich als eine Kirche in aktuell diversen Gruppen. «Mein Herzenswunsch ist es jedoch, dass wir einmal nur noch in einer Gruppe zusammenkommen», sagte Boris Eichenberger abschliessend zu den beiden Gemeinden. Zentrales verbindendes Element der vergangenen Jahre war die Freundschaft und Verbundenheit der beiden Pastoren.

 

Der Vormittag wurde nach jedem Teil mit vertiefenden Fragen unterbrochen, welche in regionalen Kleingruppen besprochen und diskutiert werden konnten. Dies kann auch weiterhin geschehen, die Konferenz steht nun online in den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch zur Verfügung: www.together20.ch

 

Bereits weitere Konferenz geplant
Die Premiere der Schulungs-Konferenz «together20» wurde auf YouTube von rund 300 Zuschauerinnen und Zuschauern live verfolgt. Und über das Wochenende stieg die Zahl der Aufrufe auf 950 an. Erste Echos unterstreichen die Begeisterung und das grosse Interesse: «Die Konferenz ist wirklich sehr gelungen, sehr inspirierend und abwechslungsreich! Ein Kompliment an alle Beteiligten!» «Unser Gemeindeleiter möchte mit mir über die Fragen reden und dann in der Gemeindeleitung besprechen.» «Wir wollen together20 später mit einem Team aus der Gemeinde schauen und uns darüber austauschen, wie wir besser interkulturell unterwegs sein könnten.»

 

Die Verantwortlichen von «together20» rechnen damit, dass der interkulturelle Prozess in den Schweizer Kirchen erst am Anfang steht. Sie wollen ihn in den nächsten Jahren weiter fördern und planen bereits «together21» in Biel.

 

Together20 ist eine inspirierende Online-Schulung für Leitende, Mitarbeitende und Gemeindeteams, die sich fragen: Wie kann interkultureller Gemeindebau auch bei uns gelingen? Wie können wir gemeinsam Kirche für die Zukunft bauen? Best Practice: Interkultureller Gemeindebau – verschiedene Beispiele aus der Schweiz, Folien mit Anregungen zum lokalen Austausch (in Gruppen), Bildungsmöglichkeiten zum Thema und für Migranten, Statements von Gemeinden zu ihrer interkulturellen Erfahrung.